Stadt in Latenz

Das Architekturforum Oberösterreich nimmt Einsicht in den laufenden Verstädterungsprozeß der Randzonen unserer Stadt

Uno City, Plus City, Hollywood Megaplex. Alles ist mit den Attributen städtisch, einzigartig, mega, plus versehen oder gar mit dem Flair von Hollywood bestückt an der B139, der Kremstaler Bundesstraße, die uns an die Stadtränder von Linz führt. Die Kremstaler Bundesstraße als Miniaturausgabe amerikanischer Mittelwest-Zentren, mit ihren vom Konsumrausch geprägten Illusionen.
Und es sind gerade diese Randgebiete, die Gegenstand unseres Projektes "Stadt in Latenz" sind. Neben der B139 sind das die Trauner Auen, der Ort Haid und Asten-Enns.

Wer diese Gegenden kennt oder gar dort lebt, weiß, daß von städtischen Angeboten so gut wie gar nichts zu sehen ist, die einzigen Zentren sind die Einkaufszentren. Und das Flair erschöpft sich für die Bewohner leidlich schnell, einzig die Liebhaber von bizarren Bildern können dieser von Autos, die von einer Einkaufscity in die andere wechseln, geprägten Gegend etwas abgewinnen, eventuell am Sonntag Nachmittag in einer erlahmten Ruhe.

Gebaut wurde ohne strukturelle Vorgaben, lediglich die Umwidmung der vorhanden landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bauland war Voraussetzung.

Genau diese vom gesamtplanerischen Impetus verlassenen Gegenden wurden in "Stadt in Latenz" zum Zentrum des Schauens, Denkens und auch Planens. Denn Beginn machten vier Fotografinnen und Fotografen, die sich auf diese vier Stadtrandgebiete mit eben ihren Mitteln, der Kamera stürzten. Das Ergebnis wurde in einer Schau präsentiert. Dabei ging es um subjektive Sichtweisen, die bewußt keine kritischen Dokumentation sein sollten. Schauen war die Devise, nicht anklagen, allerdings mit dem Hintergedanken, daß die Fotos Anlaß für neue Ideen und Entwicklungen sein könnten.

 Daß zehntausende Menschen in diesen Randzonen wohnen, wo die Attraktion, das Besondere fehlt, die eine Veränderung in Richtung Urbanität bewirken könnte, ist Anlaß genug für viele Interessierte, mit Ideen für unsere Projekt anzutreten. Vier Teams, bestehend aus Sozialwissenschaftlern, Städteplanern, Architekten u. a wurden ausgewählt, und sie suchen nun nach Veränderungen auf der städtebaulichen Ebene, die die soziale und kulturelle Durchmischung und Verdichtung in diesen Randzonen fördern soll.

Die Beteiligten - bewußt hat man nicht nur Architekten ausgesucht - sehen sich mit Vorgaben aus der beinharten Realität konfrontiert. Ihre Aufgabe ist es, die Struktur für ein offenes System zu schaffen. Umbauen, umwidmen muß gleichsam wie umordnen und umsortieren in einem Bücherregal möglich sein.

Das Architekturforum will mit diesem Projekt, das mittlerweile unter großem öffentlichen Interesse angelaufen ist, nicht auf den Zeitgeistzug, der auch den Begriff Peripherie mit sich führt aufspringen, sondern es will realistische Ideen und Planungen vorlegen. Handlungsbedarf ist gegeben und die Chance für eine Durchführung nicht gering, da die ins Land hinausgeschobenen Siedlungsränder des Großraums Linz ohnedies schon auf die Randzonen des benachbarten Zentrums stoßen.

Mitte März bis Mitte April wird in öffentlichen Vortragsveranstaltungen weiterdiskutiert, gedacht und geplant. Was die Fachleute erarbeiten, wird Mitte Juni in einer Ausstellung präsentiert. Ein Katalog wird den Verlauf und die Ergebnisse des Projekts dokumentieren.

Do., 11. April, 19 Uhr: Prof Dr. Michael Wagner
Zenrum und Peripherie

Do., 18. April, 19 Uhr: Prof. Dr. Ingo Mörth
Stadtraum - Kulturraum - Freizeitraum

jeweils Hochschule für Gestaltung, Hauptplatz 8,
4020 Linz,1. Stock, Hörsaal 3

Kontakt:
Architekturforum Oberösterreich
Bernaschekplatz 8, A-4020 Linz


Quelle: http://www.servus.at/hillinger/1996/496/latenz.html